„Was darf Satire? Alles.“ Diese berühmte Aussage von Kurt Tucholsky findet auch Kostas Koufogiorgos, Karikaturist aus Stuttgart, zutreffend. Doch er sieht Grenzen: Das Grundgesetz und der Rechtsstaat bilden den Rahmen für seine Arbeit. Eine Karikatur dürfe niemanden persönlich beleidigen, sondern müsse sachliche Kritik üben – darum gehe es.
Koufogiorgos, gebürtiger Grieche, lebt seit fast 20 Jahren in Deutschland. Seine Karikaturen erscheinen in zahlreichen überregionalen Zeitungen, er hat bereits mehrere Preise gewonnen. Auch im Unterricht spielen seine Zeichnungen immer wieder eine Rolle. Nun hat er den Leistungskursen Gemeinschaftskunde aus der JS1 und JS2 einen spannenden Einblick in seine Arbeit gegeben.
Im Durchschnitt zeichnet er drei Karikaturen pro Tag. Dabei steht er oft unter erheblichem Druck: Der Redaktionsschluss am späten Nachmittag setzt ihm eine enge Frist – bis dahin muss er als Freischaffender liefern. Das Zeichnen selbst gehe relativ schnell. „Das geht auch schon in 15 Minuten“, sagt er. Doch die Idee hinter der Karikatur brauche Zeit. „Ich laufe in meinem Büro auf und ab und denke nach“, erklärt er. Es gehöre auch dazu, sich intensiv mit dem politischen Tagesgeschehen auseinanderzusetzen.
Reaktionen auf seine Arbeit gibt es häufiger. Manchmal erreichen ihn Mails von Schüler:innen, die seine Karikaturen analysieren müssen. „Das ist eine große Ehre für mich, dass meine Karikaturen im Unterricht verwendet werden“, sagt er stolz. Doch es gibt leider manchmal auch Hass, vor allem von rechtsextremer Seite. Da wird er schon mal als „System-Karikaturist“ bezeichnet, der Teil der „Lügenpresse“ sei und im Auftrag der Regierung arbeite. Darüber kann er nur lachen und den Kopf schütteln. „In solchen Fällen antworte ich, dass derjenige bitte an das Finanzministerium schreiben möge, weil ich komischerweise bisher kein Geld für diese Arbeit erhalte – und umsonst arbeiten, das kann ja wohl nicht sein.“
Natürlich ließ es sich Kostas Koufogiorgos im Rahmen seines Besuchs am THG auch nicht nehmen, etwas zu zeichnen. Die Schüler:innen konnten live mitverfolgen, wie er in wenigen Minuten eine Karikatur auf seinem Grafiktablet entwarf.
Philipp Müller, 15. November 2024