Das Licht ist gedimmt, der Kamin flackert und atonale Klänge vom Klavier begrüßen das Publikum im Studio des Kulturhauses Osterfeld. Mortimer Clarke, ausdrucksstark gespielt von Nahom Asfaw, wirbelt nicht nur kraftvoll über die Tasten, sondern bringt die ganze Künstlerfamilie in Aufruhr: Er will das Familienhaus seiner ehemaligen Schülerin, Wendy Windwood, vererben. Emely Kraijo gelingt es großartig, die engagierte Besitzerin einer Tierhandlung, von deren Klavierkünsten recht wenig übrig ist, darzustellen.
Thalía Bitz López verkörpert ruhig und souverän Mortimers Schwester Jocelyn, die versucht die Familie zusammenzuhalten. Es ist sehr amüsant zu verfolgen, wie sie ihre Tochter Amy, überzeugend gespielt von Elif Sara Aygün, die Künste nahebringen will und daran scheitert. Das Wohnzimmer der Familie Chalke ist das Zentrum der Auseinandersetzungen und Selbstoffenbarungen: Hier gesteht Brinton (zauberhaft: Johanna Weber) seine jahrelang geheim gehaltene Liebe zu Wendy. Tee und Toast werden serviert, es wird Poker gespielt, aber es rollt auch ein blutiger Kopf herein oder ein Fahrrad wird quer durch den Raum geschoben. Besonders viel Spaß macht es, den Detektiv Norris Honeywell dabei zu beobachten, wie er den Mord an Mortimer aufklären will. Yann Drouart stellt den von sich selbst überzeugten Ermittler, der nichts versteht und oft unverhofft komisch wirkt, wahrlich meisterhaft dar. Es könnte wirklich jeder gewesen sein… Ein rundum gelungener Theaterabend!
Birgit Heike Knobloch, langjährige Leiterin der Englischen Theater-AG, bringt es nach der Aufführung auf den Punkt: Endlich dürfen die jungen Künstlerinnen und Künstler nach der langen Zwangspause ihr Können auf der Bühne zeigen und das Publikum kann wieder Kultur genießen. Vielen Dank an alle Beteiligten!
Susan Abert, 05. Juli 2023
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