Wenige andere stehen in diesem Maße für die Demokratie und die Einheit Deutschlands wie Joachim Gauck. Der Träger der Theodor-Heuss-Medaille und des Bundesverdienstkreuzes schilderte uns bei seinem Vortrag am 7. Dezember 2011 den Alltag in der DDR-Diktatur. Er versetzte uns in eine Zeit, in der die Menschen durch die SED-Diktatur in ihrer Entfaltung eingeschränkt und ihrer freien Meinung unterdrückt waren, Schüler die Erlaubnis brauchten, um ein Abitur machen zu können. Ein Zeit, wie sie heute kaum vorstellbar ist.
Während der Lesung aus seinem Buch „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ ging hervor, dass er schon in frühen Jahren die Willkür der SED Diktatur zu spüren bekam. „Hat man erst die Person, so findet sich auch ein Delikt“, so auch bei Gaucks Vater, der von der Stasi „abgeholt“ wurde. Aufgrund dessen entwickelte er schon in jungen Jahren eine eigene politische Haltung entgegen der Verherrlichung des Kommunismus, die „ vom Zorn der Erwachsenen geprägt war“. In Momenten, in denen sich viele anpassten und nachgaben, übte er Widerstand. Auch in seinen späteren Jahren als Gemeindepfarrer setzte er den passiven Widerstand gegen die SED Diktatur fort, indem er eine „Methode entwickelte, wie man „ Nein“ tun kann, ohne „Nein“ sagen zu müssen“. So bewahrte er zum Beispiel Jugendliche aus seiner Gemeinde davor, in die Fänge der Stasi zu geraten. Trotz aller Beschwerlichkeiten in der DDR beschloss er, in seiner Heimat zu bleiben, da er sich gegenüber seiner Gemeinde verpflichtet fühlte. „Ich war nicht sicher, ob ich das Ende des Kommunismus erleben würde“, umso größer war die Freude über die Wiedervereinigung Deutschlands.
All dies erzählte er uns in einer charmanten und in einer unserem Alter angemessenen Art und Weise, die wir von einem ehemaligen Bundespräsidentschaftskandidaten nicht erwartet hätten. „Es war alles leicht verständlich, und Joachim Gauck war uns sehr sympathisch“, so lautete das Resümee der meisten Schüler. Joachim Gauck führte uns in seinem Vortrag humorvoll aber sachlich informativ vor Augen, dass die Demokratie und die Freiheit, in welcher wir heute leben, ein wichtiges Gut sind und nicht als selbstverständlich erachtet werden sollten. „Wir sind nicht nur als Konsumenten geboren, sondern auch dazu, selbst Verantwortung zu übernehmen“, mit diesem Satz legte er uns ans Herz, politisch mehr Interesse zu zeigen oder zumindest wählen zu gehen.
Jessica Jahn, Lutz Marquardt